Wie sieht es bei den unterschiedlichen Persönlichkeiten nach dem Riemann-Thomann-Modell in Bezug auf Bedürfnisse aus? Ich will hier zuerst Maslow zitieren, der sagte: „…wenn wir die Befriedigung der Hierarchie grundlegender emotioneller Bedürfnisse als ein geradliniges Kontinuum betrachten, dann haben wir ein hilfreiches (wenn auch unvollkommenes) Werkzeug für die Klassifizierung von Persönlichkeitstypen zur Verfügung“ (Maslov, 2016). Demzufolge bestimmen Bedürfnisse laut Maslow gewissermaßen unsere Persönlichkeit. Damit kann ich nur bedingt einverstanden sein, weil Bedürfnisse meines Erachtens nicht die einzelnen Eigenschaften sind, die unsere Persönlichkeitsmerkmale festlegen. Ich möchte deshalb den Spieß umdrehen und annehmen, dass unsere Persönlichkeit bis zu einem gewissen Grad den Umgang mit unseren Bedürfnissen steuert.

Mir ist 100% klar, dass Defizitbedürfnisse sowie Wachstumsbedürfnisse im Allgemeinen gleich gültig bei den Vertretern des Riemann-Thomann-Kreuz verteilt sind. Wo ich aber gewisse Unterschiede sehen kann, sind die berufsbezogenen Bedürfnisse (s. Abb). Nehmen wir nun die Achse Nähe-Distanz aus dem Riemann-Thomann-Kreuz. Bei den Nähe-Menschen florieren in Allgemeinen intrinsische berufsbezogene Bedürfnisse, wobei bei den Distanz-Menschen die Mischung aus den intrinsischen und extrinsischen regiert. In Bezug auf die Dauer-Wechsel-Achse haben die reinen intrinsischen Bedürfnisse ihren Platz beim Wechsel ergattert. Die Dauer-Menschen dürfen wieder mal eine Mischung von beiden genießen.

Und wie sieht es diesbezüglich der Quadranten des RTKs aus? Bei der Mischung von Dauer und Distanz sind die kontextbezogenen Bedürfnisse am ausgeprägtesten. Menschen aus dem Quadrant Wechsel und Distanz schöpfen im Beruflichen meistens aus der Quelle der intrinsischen Wachstumsbedürfnisse. Was die Persönlichkeiten aus der Mischung von Wechsel und Nähe anbelangt, herrschen hier die emotiven Bedürfnisse vor. Letztendlich stehen die Generativitätsbedürfnisse im Vordergrund bei den Menschen aus dem Quadrant Dauer-Nähe. Gewiss, das sind nur Tendenzen, die mehr oder minder in diesem oder anderem Quadrant am stärksten sind. Andere Formen der Bedürfnisse mischen sich gewissenmaßen auch bei. Mehr darüber in meinem Buch “Erfolgsfaktor Selbstkompetenz für Young Professionals: Persönliches Potenzial erkennen, entfalten und einsetzen