„Positive Seite der Frustration?! Was ist das denn, bitteschön?“, werde ich in meinen Coachings oder in Workshops zum Thema „Frustration“ gefragt. Tatsächlich kann genau der Erregungszustand unter Umständen eine positive Seite der Frustration sein! In diesem Sinne würde ich ihn gern Zustand der produktiven Erregung nennen. Und diese wird aus dem sog. Yerkes/Dodson (1908) ersichtlich. Es besagt, dass die kognitive Leistungsfähigkeit vom nervösen Erregungszustand abhängt. Das heißt, wenn wir uns im niedrigen Erregungszustand (ohne Frustration) befinden, ist unsere kognitive Leistungsfähigkeit gering. Sie ist auch gering, wenn wir unter sehr starker Erregung stehen. Befinden wir uns jedoch in einem mittleren Zustand (Frustration ist vorhanden), so erreicht unsere kognitive Leistungsfähigkeit ihr Maximum.
Von der kognitiven Leistungsfähigkeit nun darf ich das Gesetz auf das Handeln transponieren. So betrachtet entspricht die Leistungsfähigkeit unserer Bereitschaft, uns mit Veränderungsprozessen inklusive Problemlösungen auseinanderzusetzen. Beim niedrigen Erregungspegel befinden wir uns in unserer Komfortzone. Wir haben keine Lust zum Handeln, wir brauchen keine Taten, keine Veränderung, keine Problemlösung. Bei steigendem Erregungszustand empfinden wir Drang zum Handeln, dessen Effektivität steigt. Wir erreichen unseren optimalen Leistungszustand, wir befinden uns im Zustand der produktiven Erregung. Beim Übersprinden des mittleren Zustands, landen wir beim maximalen Erregungszustand. Dieser Zustand entspricht genau der Aggression. Es gibt allerdings noch eine Möglichkeit. Man kann immer noch im Zustand der maximalen Erregung bleiben, jedoch ist man unfähig zu handeln. Das passiert, wenn man sich in den Zustand des chronischen Stresses versetzt. Besonders schwierig wird es, wenn der Stress sich in Burnout, Angstzuständen oder gar in Panikattacken manifestiert.
Zusammengefasst führt die Frustration uns in Abhängigkeit vom Grad der Erregung zu unterschiedlichen Leistungsfähigkeiten in Bezug auf das Handeln. Dies zeigt sich schließlich im Zustand der produktiven Erregung, in der Aggression oder im chronischen Stress.