Wenn ich Teilnehmer meiner Veranstaltungen nach der Definition des Begriffs „Interesse“ frage, bekomme ich nach einer gewissen Stille einen Haufen Definitionen, die so unterschiedlich sind wie die teilnehmenden Personen. Was verstehen wir eigentlich unter dem Begriff „Interesse“? Zuerst mal brauchen wir für das besagte Interesse unsere Umgebung, die uns mit den eigentlichen Gegenstände unseres Interesses beliefert. Wobei sich unter Gegenst.nden sowohl Objekte als auch Subjekte verbergen, sodass in der psychologischen Forschung zu Interesse das sogenannte Person-Gegenstands-Konzept einen festen Platz ergattert hat. Demnach entsteht Interesse aus der Interaktion zwischen Person und Objekten bzw. Subjekten unserer Umwelt, und es bleibt für kurze oder lange Zeit bestehen. Dadurch wird die Person neue Erfahrungen und Kompetenzen erwerben. Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet kann man Interesse auch als ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal erkennen. Demnach bezeichnet man Interesse als eine besondere, durch bestimmte Merkmale herausgehobene Relation einer Person zu einem Gegenstand. Auch ist es wichtig anzumerken, dass Interesse eine enge und befruchtende Verbindung zur Motivation hat. Im gewissen Sinne stellt es ein Instrument dar, das uns hilft, Informationen bzw. Wissen über die besagten Gegenstände auszuwählen, zu selektieren und aufzunehmen.              

Man unterscheidet zwei Typen von Interesse, die sich gegenseitig beeinflussen: das situationale und das individuelle Interesse. Während das situationale Interesse von der Umwelt entzündet wird, vor allem durch den Reiz des Neuen und die Intensität, aber auch Ambiguität des Stimulus, repräsentiert das individuelle Interesse unsere eigene dauerhafte Prädisposition, solche Reize bzw. Stimuli zu erleben und sich damit zu beschäftigen. Das individuelle Interesse zwingt uns, neues Wissen zu erwerben und den vorhandenen Horizont zu erweitern. Mithin gleicht das situationale Interesse in etwa der Motivation, während das individuelle Interesse dem Zustand der hohen Volition nahesteht; beide aber stellen Katalysatoren unserer Veränderungsprozesse dar. Dabei ist dafür zu sorgen, dass die aus Reizfaktoren resultierende Neugier in eine anhaltende Bereitschaft übergeht, sich mit dem Gegenstand des Interesses (vernünftig) weiter zu beschäftigen. Dies gelingt unter der Voraussetzung, dass es sich um etwas persönlich Sinnvolles handelt.